Mark Tobey (1890–1976) ist eine zentrale Persönlichkeit der amerikanischen Nachkriegsavantgarde, dessen „white writing [weißes Schreiben]” die formalen Erfindungen der New York School Maler wie Jackson Pollock vorausging. Während der 1940er Jahre wandelte sich Tobeys Ausdrucksweise von einer figurativen Auffassung zur Abstraktion. Als er 1944 erstmals kleinformatige Gemälde von blassen Netzen vorstellte, löste er großes Interesse der New Yorker Kollegen für die All-over-Komposition aus, mit denen er alle Bereiche der Bildfläche gleichwertig miteinander verband. Tobeys einzigartigen kalligrafischen Kompositionen basieren auf Darstellungen der Stadt – des big apple mit seinen engen und atemberaubenden Straßenschluchten, riesenhaften Wolkenkratzern und die Nacht erhellenden Lichtern. Doch nicht nur die moderne Metropole, auch japanische Kalligraphie und chinesische Rollbilder inspirierten den Künstler und ermutigten ihn, den Schritt in Richtung der Ungegenständlichkeit zu machen. Dennoch ist Tobey mit dem Amerikanischen Abstrakten Expressionismus oder gar dem Action Painting zuzurechnen. Seine Überzeugung, dass, „Malerei eher durch den Zugang der Meditation als durch die Kanäle der Aktion“1 kommen sollte, nähert Tobeys skripturale Abstraktion dem europäischen Informel an. Quelle: art in words
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