Der Würfel, wie er uns meist begegnet, ist ein sechsflächiger symbolträchtiger platonischer Körper. Er lebt in der Vorstellung eindeutig als ein Ganzes, als stabile Erscheinung einer unverwundbaren Äußerlichkeit. Die minimal art hatte ihn in den sechziger Jahren sozusagen wieder entdeckt. Donald Judd machte ihn zum Ausgangspunkt und schätzte ihn als Einheit ohne Teile. Auch wenn anderswo am Würfel in einer mathematisch orientierten Kunst oft Teilungen vorgenommen wurden, blieb sein Ganzes in der Vorstellung unberührt. Wo er Schatten warf, waren diese kompakt nach seinem Äußeren abzuschätzen. Insgesamt ein interessantes, einheitliches Objekt. An dieser Vorstellung rüttelt radikal der Bildhauer OMI Riesterer, der auch über Erfahrungen als Architekt und Planer verfügt. Auch er stellt sich den Würfel als ein Ganzes vor, wenn er ihn für seine ungewöhnlichen Experimente benutzt. Doch hat ihn einmal frustriert, dass die menschliche Vorstellungskraft beschränkt ist. Vor etwa zehn Jahren legte er sich deshalb die Fragen vor: Was passiert eigentlich, wenn ich einen Würfel aus regelmäßig geschichteten quadratischen Hölzern schräg anschneide? Wie sehen dann die Schnittflächen des neuen Würfels aus? Die Antworten entziehen sich der sprachlichen Darstellung.
Auszug Beschreibung Eugen Gomringer 2010
|